Was ist Psychotherapie? Psychotherapie (der Begriff stammt aus dem Altgriechischen „Psycho“ heißt Seele, „Therapía“ heilen) bedeutet „Behandlung der Seele bzw. seelischer Probleme“. Es geht also im
Gespräch um die gezielte persönliche Auseinandersetzung mit dem eigenen Denken,
Fühlen und Verhalten – z. B. im Gespräch mit mir als geleitetes Entdecken (sog.
Sokratischer Dialog). Psychotherapie kann als Einzel-, Paar-, Familien- oder
Gruppentherapie durchgeführt werden, wobei von den Kassen nur die Einzel- und
die Gruppentherapie erstattet wird.
Warum Psychotherapie? Psychotherapie bietet Hilfe bei Störungen des Denkens,
Fühlens und Handelns. Häufige Anlässe für Psychotherapie sind u. a.
Depressionen, Zwänge, Ängste aller Art (wie spezielle
Phobien und Panikstörungen), Krisen, suizidale Tendenzen, Selbstunsicherheit,
Psychosomatische Beschwerden (z.B. Kopfschmerzen, Migräne, Beschwerden im
Bereich der Haut, des Herz-Kreislauf-Systems oder des Magen- Darm-Traktes),
Schlafstörungen, Partnerschaftskonflikte, sexuelle Störungen, Essstörungen
(Übergewicht, Bulimie, Anorexie), Abhängigkeiten (von Alkohol, Tabletten,
Drogen oder Nikotin), die Verarbeitung von einschneidenden körperlichen
Erkrankungen (z.B. nach einem Herzinfarkt oder nach einer Krebserkrankung), Persönlichkeitsprobleme
(Persönlichkeitsstörungen genannt wie z.B. die Borderline-Störung) und
Schwierigkeiten in der persönlichen Lebensgestaltung.
In der Regel leiden die Menschen wie Sie, die
therapeutische Hilfe suchen, oder oft auch deren Angehörigen oder Freunde,
stark unter deren Beschwerden, so dass eine Veränderung gewünscht wird. Die
emotionalen Probleme können eine Reaktion auf konkrete Ereignisse - Verlust
eines wichtigen Menschen, Verlust von Arbeit oder Heimat, körperliche
Krankheit, erlebte Gewalt u. v. m. - darstellen oder auch (scheinbar) ohne
einen konkreten äußeren Zusammenhang erlebt werden.
Neben der Psychotherapie in einer Praxis gibt es auch
viele andere Hilfsmöglichkeiten bei emotionalen Problemen. Das kann ein
vertrauensvolles Gespräch mit einem nahestehenden Menschen sein, Gespräche mit
Therapeuten in einer Beratungsstelle, das Bearbeiten eines Ratgeber-Buches, ein
Entspannungs- oder Selbstsicherheitstraining an der Volkshochschule oder auch
der Besuch einer Selbsthilfegruppe. Nicht immer ist Psychotherapie notwendig,
um Probleme zu verarbeiten. Ob eine Psychotherapie im Einzelfall angezeigt ist,
lässt sich mit meiner Hilfe in einem Vorgespräch bzw. während der sog.
probatorischen Sitzungen klären.
Welche Psychotherapieverfahren gibt es? Es gibt unterschiedliche psychotherapeutische
Methoden, mit denen ein psychisches Problem behandelt werden kann. Die zur
Anwendung kommenden Methoden richten sich nach der Ausbildung des Therapeuten
und nach der Symptomatik des Patienten. Die Kosten von der gesetzlichen
Krankenversicherung werden nur für
Verhaltenstherapie, Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie und die
Psychoanalytische Psychotherapie übernommen. Daneben gibt es aber noch
unzählige weitere Verfahren, von denen hier nur die Systemische Therapie und
die Gesprächstherapie nach Rogers Erwähnung finden sollen.
Warum Verhaltenstherapie (VT) bzw.
kognitive Verhaltenstherapie (KVT)? Alle Verfahren haben ihre Vor- und
Nachteile, genauso wie es ablehnende und befürwortende Meinungen gibt. Der
große Vorzug aus meiner persönlichen Sicht ist der – und deshalb habe ich mich
auch für dieses Therapieverfahren entschieden –, dass sich die
Verhaltenstherapie von Beginn ihrer Entstehung immer an den neuesten
wissenschaftlichen Erkenntnissen der Psychologie und ihrer Nachbargebiete wie
Medizin und Philosophie ausgerichtet hat. Und bis heute integriert die VT immer
wieder auch neue Strömungen oder „Wellen“ (engl. „waves“), so wie es aktuell
die „dritte Welle“ (engl. „third wave“) der VT z.B. mit der Schematherapie oder
der Akzeptanz- und Commitment-Therapie (abgekürzt ACT)
tut.
Der Schwerpunkt der Behandlung in der
Verhaltenstherapie – teilweise im Unterschied zu Tiefenpsychologisch fundierter
Psychotherapie und Analytischer Psychotherapie – ist auf die Gegenwart (das
„JETZT“) und damit auf die aktuelle Lösung des emotionalen Problems gerichtet.
Die Vergangenheit (also das bisherige Leben, auch Biographie genannt) verdient
am Anfang der Therapie in einem (oder mehreren) Gespräch(en) mit mir Beachtung,
damit ich die Entstehung Ihres aktuellen emotionalen Problems besser verstehen
kann, weil das Problem sich meistens immer in der Kindheit und Jugend herausgebildet hat. Das Hauptaugenmerk
innerhalb der Therapie liegt jedoch auf den aktuellen Veränderungsmöglichkeiten.
Als Leitspruch der KVT gilt der vom
griechischen Philosophen und Stoiker Epiktet (90-138 n. Chr.) geprägte Satz: „Nicht die Dinge an sich
beunruhigen den Menschen, sondern seine Sicht der Dinge!"
Nicht ein Ereignis an sich führt zu
bestimmten emotionalen Reaktionen, sondern die Art und Weise, wie dieses
bewertet wird. Als Beispiel soll hier das sog. ABC-Modell der Gefühle schon einmal erwähnt werden: Stellen
Sie sich vor, Sie sind gerade im Begriff Ihre Haustür zu öffnen. Sie sind
allein mitten in einer stockdunklen Nacht. Plötzlich hören Sie nur wenige Meter
hinter sich ein lautes Geräusch. Sie zucken zusammen und Ihnen gehen Gedanken durch
den Kopf, wie: „Da könnte Jemand sein, der mir auflauert! Hoffentlich passiert
mir nichts!” Sie spüren einen „Kloß im Hals“ und Ihr Herz schlägt schneller.
Plötzlich springt Nachbars Katze aus dem Gebüsch. Erleichtert sagen Sie sich:
„Gott sei Dank! Nur die Katze!“ Ihnen fällt „ein Stein vom Herzen“ und das Herz
beruhigt sich.
Was ist passiert? Die Situation ist
ja gleich (lautes Geräusch hinter Ihnen). Im ersten Fall denken Sie, dass eine
Gefahr damit verbunden sei und erleben ein Gefühl der Angst. Im zweiten Fall
erklären Sie sich das Zustandekommen des Geräusches durch die Katze und sind
beruhigt. Ihre beiden unterschiedlichen Denkweisen bezogen auf dieselbe
Situation führen jeweils zu unterschiedlichen Gefühlen: Im ersten Fall Angst,
im zweiten Fall Gleichgültigkeit.
Wie konkret? Am Anfang werde ich Sie viel fragen
und Informationen sammeln (auch einschließlich Psychologischer Tests), damit ich
ein besseres Verständnis des aus Ihrer Sicht bestehenden Problemverhaltens, dessen
Entstehung und Aufrechterhaltung, bekomme (sog. Verhaltensanalyse). Auf Grundlage der Verhaltensanalyse wird ein Therapieplan
entwickelt, in dem die Therapieziele in
Absprache mit Ihnen konkret formuliert werden.